Projekt IntelligEnt
Das IMMS forschte an Assistenzsystemen für Chip-Designer: Machine Learning verbessert Entwurfs- und Testmethoden für integrierte Analog/Mixed-Signal-Systeme.
Erfahrungswissen für den Entwurf gemischt analog/digitaler Systeme bislang nicht automatisierbar
Das Erfahrungswissen von Design-Ingenieuren prägt in weiten Teilen den Entwurf und die Verifikation von mikroelektronischen und mikroelektromechanischen Systemen (MEMS). Die Entwicklung solcher Systeme wird seit jeher wissenschaftlich bearbeitet und durch immer anspruchsvollere und automatisierte Entwurfsmethoden optimiert. Erfahrungswissen lässt sich allerdings oft nicht formal abbilden und damit für ein automatisiertes Entwerfen nutzen, wie das z.B. für rein digitale Systeme möglich ist. Das führt dazu, dass in komplexen, analogen oder gemischt analog/digitalen Systemen suboptimale Lösungen oder Unstimmigkeiten, wie ungünstige Anordnungen im Layout oder falsche Testlimits, erst spät erkannt werden – oft erst im Zusammenspiel der Komponenten. Die Folgen sind zusätzlicher Aufwand und hohe Kosten im Entwurf und in der Validierung der Systeme nach der Fertigung.
Signifikante Kosten- und Risikoreduktionen im Systementwurf durch maschinelles Lernen
In der Forschergruppe „IntelligEnt“ haben IMMS und TU Ilmenau daher an anwendungsorientierten Konzepten für Machine Learning im Mikroelektronik-Entwurf gearbeitet, die an vorhandene Methoden und Werkzeuge angebunden wurden. Ziel war es, das immense Potential des maschinellen Lernens für fachliche und wissenschaftliche Weiterentwicklungen zu nutzen und damit signifikante Kosten- und Risikoreduktionen im Systementwurf zu erreichen.
Möglich wird das, indem die genannten Unstimmigkeiten zeitnah erkannt und optimiert werden. In vielen Bereichen konnten Methoden des maschinellen Lernens den Menschen übertreffen, wie z.B. in der Mustererkennung. Integriert in einen automatisierten Entwurfs- und Charakterisierungsprozess kann sie Strukturen erkennen und damit Daten reduzieren, Anomalien aufspüren und bestehende Lösungen optimieren. Dabei werden in IntelligEnt die Algorithmen des maschinellen Lernens als Werkzeug verstanden und eingesetzt, wie z.B. Regression und Klassifikation mit Deep-Learning-Methoden oder Ausreißer-Detektion mit Self- und Semisupervised Learning.
Die Arbeiten in IntelligEnt setzten an kritischen Schritten im Systementwurf an:
- Modellierung – Modelle für Verhaltensprognosen erstellen: Die Erstellung von Modellen für Systemkomponenten bzw. IP ist entscheidend für die Entwurfsqualität. Die Integration von Eigenschaften, wie z.B. Stromaufnahme und Operationsregionen, in System-Level-Modelle wurde mittels eines lernenden Systems automatisiert.
- Entwurf von Analog-/Mixed-Signal-Schaltungen – Funktionen realisieren: Die Struktur bzw. Topologie bestimmt die Performance einer gemischt analog/digitalen Schaltung. Um diese rechnergestützt zu optimieren, wurde ein Verfahren zur Strukturerkennung und -anpassung entwickelt.
- Layout von Analog-/Mixed-Signal-Schaltungen – den Bauplan für den Chiphersteller entwerfen: Formal korrekte Layouts können Unstimmigkeiten enthalten, wie z.B. Substratkopplung, Feldtransistoren und Mismatch. Wir haben mit der TU Ilmenau ein KI-basiertes Verfahren entwickelt, um automatisiert nicht-erprobte und potenziell fehlerhafte Stellen in Layouts zu detektieren. Unser Plugin für das freie Entwurfs-Tool KiCad gibt es auf GitHub.
- Simulation und Verifikation – vor der Fertigung alle Schritte und Funktionen prüfen: Auf allen genannten Stufen wird das System schrittweise in immer größeren Funktionsgruppen geprüft, bevor der Chip gefertigt wird. Für die dafür durchgeführten Simulationen wurden die mit den Methoden zum Machine Learning erweiterten Modelle genutzt.
- Test und Charakterisierung – gefertigte Chips auf Herz und Nieren prüfen: Die Optimierung des Testablaufes und die Auswahl der kritischen Tests für Mixed-Signal-Systeme und MEMS ist bisher Handarbeit. Das führt u.a. dazu, dass redundante Tests ausgeführt werden. Machine-Learning-Algorithmen sind in der Lage, Abhängigkeiten sichtbar und damit nutzbar zu machen. Das IMMS hat ein Machine-Learning-basiertes Verfahren für die Messdaten-Analyse von ASICs entwickelt. Es liefert gleiche Ergebnisse wie eine manuelle Auswertung, ist aber 10 – 30 Mal schneller.
Akronym / Name:
IntelligEnt / Künstliche Intelligenz und Machine Learning für den Entwurf und die Verifikation komplexer SystemeLaufzeit:2019 – 2020
Anwendung:
|Integrierte Schaltungstechnik (Entwurf| Verifikation und Test)Forschungsfeld:Integrierte Sensorsysteme
Zugehörige Inhalte
Referenz
Prof. Dr.-Ing. Patrick Mäder, Technische Universität Ilmenau
„Für uns zeigt die Kooperation, wie wichtig das IMMS für einen Ergebnistransfer von der Grundlagenforschung in die Praxis ist.“
Referenz
Christian Paintz, Melexis
„Insbesondere bei der Auswertung von Messdaten hat das IMMS eindrucksvoll demonstriert, dass ein lernender Algorithmus der manuellen Auswertung ebenbürtig ist – bei gleichzeitig großer Zeitersparnis. Auch die Methoden zur Schaltungs- und Layoutanalyse verfolgen wir weiter, da wir auch hier ein großes Forschungs- und Anwendungspotential sehen.“
Machine-Learning im PCB-Entwurf: Open-Source zwischen Forschung, Potential und Alltag
Georg Gläser1.30. Konferenz des Fachverbandes für Design, Leiterplatten- und Elektronikfertigung (FED), 29. - 30. September 2022, Potsdam, Germany
1IMMS Institut für Mikroelektronik- und Mechatronik-Systeme gemeinnützige GmbH, Ehrenbergstraße 27, 98693 Ilmenau, Germany.Intelligente Layoutverarbeitung: KI für ASIC- und PCB-Layouts
Georg Gläser1. Julian Kuners1.Elektronik, 03.2022, 9. Februar 2022, Seite 42 - 45, ePaper: wfm-publish.blaetterkatalog.de/frontend/mvc/catalog/by-name/ELE
1IMMS Institut für Mikroelektronik- und Mechatronik-Systeme gemeinnützige GmbH, 98693 Ilmenau, Germany.Machine-Learning-basierte Messdatenanalyse für ASICs. Testen auf der Überholspur
Tom Reinhold1. Georg Gläser1.Elektronik, 01/02.2022, 26. Januar 2022, Seite 46 - 48, ePaper: wfm-publish.blaetterkatalog.de/frontend/mvc/catalog/by-name/ELE
1IMMS Institut für Mikroelektronik- und Mechatronik-Systeme gemeinnützige GmbH, 98693 Ilmenau, Germany.Trash or Treasure? Machine-learning based PCB layout anomaly detection with AnoPCB
Henning Franke1. Paul Kucera1. Julian Kuners1. Tom Reinhold2. Martin Grabmann2. Patrick Mäder1. Marco Seeland1. Georg Gläser2.2021 17th International Conference on Synthesis, Modeling, Analysis and Simulation Methods and Applications to Circuit Design (SMACD), Proceedings in: 423 Seiten, 140 x 124 mm, Slimlinebox, CD-Rom, ISBN 978-3-8007-5588-2, E-Book: ISBN 978-3-8007-5589-9, ieeexplore.ieee.org/document/9547913, 19 - 22 July 2021, Erfurt, Germany, online
1Technische Universität Ilmenau, Germany. 2IMMS Institut für Mikroelektronik- und Mechatronik-Systeme gemeinnützige GmbH, 98693 Ilmenau, Germany.
Veranstaltung,
CiS-Workshop 2023
Workshop Simulation & Design 2023 am CiS Forschungsinstitut für Mikrosensorik
Veranstaltung,
FED-Konferenz
30. Konferenz des Fachverbandes für Design, Leiterplatten- und Elektronikfertigung (FED)
Veranstaltung,
Forum Künstliche Intelligenz
Forum Künstliche Intelligenz der Fachmedien Elektronik, Elektronik automotive und Computer&AUTOMATION. Das Forum wurde vom Veranstalter abgesagt.
Veranstaltung,
KI für KMU
KI für KMU – Prozesse optimieren mit künstlicher Intelligenz, Vortragsveranstaltung von Mittelstand 4.0
Pressemitteilung,
Zuverlässige und schnellere Chip-Designs durch invasive und parametrische Simulationsmethoden
Dissertation zu neuen Methoden für die Automatisierung beim Entwurf integrierter Schaltungen
Pressemitteilung,
EDA Competition Award für „Trash or Treasure“ – Intelligente Layoutverarbeitung
1. Preis des IEEE CEDA geht an Nachwuchswissenschaftler von TU Ilmenau und IMMS
Pressemitteilung,
Forschergruppe „IntelligEnt“ gestartet: Künstliche Intelligenz und Machine Learning für den Entwurf von Mikroelektronik
IMMS und TU Ilmenau forschen an neuartigen Assistenzsystemen für Chip-Designer
Kontakt
Kontakt
Eric Schäfer, M. Sc.
Leiter Mikroelektronik und Institutsteil Erfurt
eric.schaefer(at)imms.de+49 (0) 361 663 25 35
Eric Schäfer und sein Team erforschen Integrierte Sensorsysteme und hier insbesondere CMOS-basierte Biosensoren, ULP-Sensorsysteme und KI-basierte Entwurfs- und Testautomatisierung. Die Ergebnisse fließen in die Forschung an den Leitthemen Sensorsysteme für die In-vitro-Diagnostik und RFID-Sensoren ein. Er unterstützt Sie mit Dienstleistungen rund um die Entwicklung integrierter Schaltungen und mit KI-basierten Methoden für komplexe IC-Entwürfe.
Förderung
Die Forschergruppe IntelligEnt wurde gefördert durch den Freistaat Thüringen aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds unter dem Kennzeichen 2018 FGR 0089.