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Projekt in-ovo

Das IMMS hat für die Uni Leipzig einen Prototyp für die automatisierte Geschlechtsdiagnose im Brutei entwickelt.

Derzeit werden mangels wirtschaftlicher Alternativen Millionen männlicher Küken getötet

Allein in Deutschlands Geflügelwirtschaft werden jedes Jahr ca. 40 – 50 Millionen männliche Eintagsküken getötet, weil sie keine Eier legen und zu wenig Fleisch ansetzen. Die wirtschaftliche Motivation dafür ist die Aufspaltung in zwei Entwicklungslinien für Hühnerrassen in die, die eine hohe Legeleistung aufweisen und jene, die in kurzer Zeit viel Fleisch ansetzen. Weltweit wird seit Jahren an sehr unterschiedlichen Lösungen gearbeitet, mit denen sich Tierschutz und Massenproduktion in Einklang bringen lassen.

Automatisierte Geschlechtsdiagnose vor dem Schlupf – ein möglicher Ausweg

Das IMMS hat im Auftrag und nach den Vorgaben des Veterinär-Physiologisch-Chemischen Instituts (VPCI) der Universität Leipzig einen ersten Prototyp für die automatisierte Geschlechtsdiagnose im Brutei entworfen und realisiert. Das in Leipzig seit 2011 entwickelte und in Praxistests validierte endokrinologische Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Hühnerei sollte so automatisiert werden. Grundlage dafür bildeten die Erfahrungen des VPCI mit für Einzeltests ausgelegten Handgeräten. Zentrale Vorgabe war, die Eier im Winkel von 45° zu lagern und Proben mit senkrechtem Einstich von oben zu entnehmen, vgl. Bild 1 (links). Der Prototyp des IMMS für parallele und automatisierte Probenentnahmen ist ein erster Schritt, um künftig in Legehennenbetrieben große Mengen von Hühnereiern automatisch analysieren und männliche Eier vor dem Schlüpfen aussortieren zu können.

Endokrinologisches Verfahren der Uni Leipzig

Beim Leipziger endokrinologischen Verfahren wird nach derzeitigem Stand der Forschung vor Einsetzen des Schmerzempfindens beim Embryo durch ein kleines Loch in der Eischale mit einer feinen Injektionsnadel ein Tropfen Harn (Allantoisflüssigkeit) des Embryos entnommen. In dieser Probe werden mithilfe des Markers Östronsulfat hormonelle geschlechtsspezifische Differenzen in der Allantoisflüssigeit von neun Tage alten Embryos untersucht. Wird das gesuchte Hormon nachgewiesen, entwickelt sich ein weibliches Küken. Fehlt es, handelt es sich um ein männliches Küken, das nicht weiter ausgebrütet wird. Das Loch in der Eischale stört die weitere Entwicklung des weiblichen Embryos nicht und muss daher nicht wieder verschlossen werden. Bei manueller Punktion und Probenentnahme bei 10.678 Eiern wurde mit diesem Verfahren eine 98%ige Prognose-Genauigkeit am neunten Bruttag erzielt. Es konnten keine signifikanten Unterschiede im Kükenkörpergewicht beim Schlupf festgestellt werden. Aufzuchtversuche bestätigten alle Legeleistungsparameter.

Prototyp 1.0 des IMMS

Das IMMS hat in enger Zusammenarbeit mit Frau Prof. Einspanier (VPCI) ein geeignetes Testerkonzept zur Automatisierung des endokrinologischen Verfahrens entworfen und die Antriebstechnik sowie die Systementwicklung realisiert. Mit dem ersten Prototyp für zunächst 75 Eier pro Horde ist es gelungen, die Probenentnahme von Allantoisflüssigkeit aus Hühnereiern und die Vorbereitung für die Geschlechtsbestimmung inklusive Probenzuordnung zu automatisieren. Bei den durch die Universität Leipzig in Kooperation mit der REWE Group durchgeführten Tests wurde bei bislang 2.100 Eiern beprobt, bei einer Schlupfrate von 86,5% ein Beprobungserfolg von 89,5% erzielt und dabei 95 % der endokrinen Diagnosen korrekt vorgenommen.

Das Grundprinzip dieses Prototyps wurde durch das Joint Venture SELEGGT aus REWE Group und dem holländischen Technologie-Unternehmen HatchTech zur Serienreife mit dem Fokus auf einen höheren Durchsatz mit höherem Beprobungserfolg weiterentwickelt.

Akronym / Name:

in-ovo / Prototyp für die automatisierte Geschlechtsbestimmung im Hühnerei

Laufzeit:2014 – 2016

Anwendung:

Automatisierungstechnik und Industrie 4.0|Life Sciences|In-vitro-Diagnostik| Geschlechtsbestimmung| Sexen| Brüterei| Legehennenbetrieb| Geflügelwirtschaft

Forschungsfeld:


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Kontakt

Kontakt

Dr.-Ing. Ludwig Herzog

Leiter Mechatronik

ludwig.herzog(at)imms.de+49 (0) 3677 874 93 60

Dr. Ludwig Herzog gibt Ihnen Auskunft zu unserer Forschung an magnetischen 6D-Direktantrieben mit nm-Präzision für die nm-Vermessung und -Strukturierung von Objekten. Er unterstützt Sie mit Dienstleistungen für die Entwicklung mechatronischer Systeme, für Simulation, Design und Test von MEMS sowie für Finite-Elemente-Modellierung und Simulation.


Förderung

Das IMMS hat im Auftrag des Veterinär Physiologisch-Chemischen Instituts der Universität Leipzig den Prototyp 1.0 für die automatisierte Probenentnahme zur endokrinologischen Geschlechtsbestimmung im Hühnerei entwickelt und aufgebaut. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung unter dem Kennzeichen 313-06.01-28-1-33.031-07 gefördert.


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